Begrünte Wände, auch vertikale Gärten genannt, finden sowohl im Innen- als auch Außenbereich großen Anklang, stellen sie doch einen tollen Blickfang dar. Leider sind die Fertigsysteme für den Innenbereich mit hohen Kosten verbunden sodass sich meist nur Hotels oder große Firmen diese Ausgaben leisten. In Anlehnung an Fachliteratur ( zB "Grüne Wände selbst gestalten" von Jean Michel Groult) haben wir ein bisschen getüftelt und eine Grüne Wand in unserem Geschäft installiert damit auch unsere Kunden eine Vorstellung bekommen wie man Wände im Wohnraum kostengünstig begrünen kann.
Verschiedenste Pflanzen wurden verwendet um auch ihre Tauglichkeit für die "Green Wall" zu testen und damit wir aus eigener Erfahrung Tipps zur Bepflanzung geben können. Grundsätzlich kann man alle Pflanzen verwenden die es gern feucht haben und keine Trockenperioden benötigen.
Der vertikale Garten wird auf einer an der Wand befestigten Platte errichtet die mit Teichfole und Pflanzvlies beschichtet wird. Unterhalb steht ein Auffanggefäß (aus Kunststoff oder ein Glasaquarium) welches das herablaufende Wasser aufnimmt. Aus diesem Becken wird über eine Förderpumpe das Wasser über einen Bewässerungsschlauch mehrmals täglich nach oben gepumpt wo über Auslässe das Pflanzvlies befeuchtet wird und das Wasser langsam wieder in das Auffangbecken herabrinnt.
In den meisten Fällen wird für das Gedeihen der Pflanzen zusätzliche Beleuchtung mit Tagesliccht - HQI Strahlern erforderlich sein.
Das Maß unserer Wand beträgt 1m Breite und 2m Höhe, das Auffangbecken ist 1,2m lang, 40cm tief und 35cm hoch.
Zuerst wurden 2 Staffelhölzer mit 240cm Länge mit Dübeln an der Wand verschraubt - ein Riesenspaß auf alter gemauerter Ziegelwand für den Heimwerkerking, besser gesagt die Heimwerkerqueen.
Zwischen Aufffangbeckenoberkante und Plattenunterkante sollten sich 5 cm Spielraum befinden, da die Teichfolie sehr sperrig ist und bei nur 1cm Spielraum das Becken nicht mehr darunterpasst - und bei einem Glasbecken lassen sich nicht einfach ein paar cm wegschneiden... falls jemand ein 40cm hohes Aquarium benötigt, wir hätten eines über....
Als Trägerplatte haben wir uns für Forex entschieden, das in der Literatur auch empfohlene Holz wäre zwar deutlich billiger (zB OSB) erscheint aber riskant da das Pflanzvlies durch die Teichfolie an die Platte getackert wird und ja doch winzige Löcher in der Teichfolie entstehen durch die viellecht Wasser dringt. Da erscheint das wasserdichte Forex die bessere Wahl. Es war nicht leicht herauszufinden wer in Wien Forexplatten in 1cm Stärke und der gewünschten Größe anbietet, Versand kam Aufgrund der Größe nicht in Frage. Fündig wurde ich bei der Firma largeformatshop , tolle Beratung und Service, Lieferung war auch kostengünstig da die Platte auch nicht ins Auto passte.
Um die Platte leichter montieren zu können wurde unten 40cm über dem Boden eine Hilfslatte angebracht, die nach dem Verschrauben der Forexplatte mit rostfreien Schrauben wieder entfernt wurde.
Die Teichfolie, 1mm stark und aus PVC wurde auf die Forexplatte mit PVC - Kleber geklebt. Seitlich mit ca 15 cm Überstand und unten 20 cm länger als die Forexplatte. Auf der Unterseite wurde auch noch auf der Rückseite ein 20cm hoher Streifen geklebt um Wasser das eventuell zwischen Teichfolie und Platte sickert auch ins Auffangbecken zu leiten.
Danach wurde das Pflanzvlies angetackert. Die Faserrichtung des Gewebes sollte horizontal verlaufen damit das Wasser langsamer nach unten sickert. Die 15 cm breite Seitenverblendung wurde montiert und die Folie seitlich und oben sauber zurechtgeschnitten
Im Normalfall wird jetzt die Bewässerung verlegt. Die Tauchpumpe mit mindestens 2,5 m Förderhöhe kommt ins Auffangbecken, die "Steigleitung aus Aquarienschlauch wird hinter der Wand nach oben geführt und oben mittels T- Stück und mehreren Auslässen ein paar cm unter der Oberkante der Wand verlegt. Als Halterung dienen Vliesstreifen, auch die Auslässe sollet mit Vlies abgedeckt sein, damit das Wasser direkt in die Wand fließt.
Schlechtes Zeitmanagement und der Wunsch der Fertigstellung der Wand zur Eröffnung unseres Geschäfts hat dazu geführt, dass die Bewässerung noch nicht verlegt ist, erst wenn die passende Pumpe und das optimale Schlauchsystem gefunden sind wird diese nach der Bepflanzung verlegt, bis dahin wird händisch bewässert - hat auch was meditatives ca 15 Minuten mit der 5l Sprühflasche vor der Wand zu stehen und jedes Pflänzchen einzeln mit Wasser zu versorgen... im Hochsommer wäre dies mehrmals täglich zu wiederholen.
Als Auffangbecken habe ich mich für ein Glasaquarium entschieden, das ich bei der Glaserei Trotberger aus grünem Lacobel - Glas fertigen habe lassen. Der Preis ist mit ca 300,- Euro zwar höher als für eine Plastikwanne oder normales Aquarium (bei uns in dieser Größe um ca 90 Euro erhältlich), schaut aber wunderschön aus.
Jetzt ging es endlich ans Bepflanzen! Aus Pflanzvlies (man benötigt in etwa die 1,3 Fache Menge der Fläche der Wand ) wurden dem Wurzelballen der Pflanzen entsprechend große Stücke geschnitten. Die Pflanzen wurden ausgetopft und Erde, die sich leicht aus dem Wurzelballen lösen lies entfernt. dann an die Wand angehalten, das Vliesstück daraufgelegt und die Tasche festgetackert. Gearbeitet wird von oben nach unten.
Bei der Bepflanzung sind dem Geschmack keine Grenzen gesetzt - ob geometrische Muster aus wenigen verschiedenen Arten, ein wildes Kunterbunt oder eine "Monokultur" mit nur einer Pflanzenart. Erlaubt ist was gefällt.
Um die wirkliche Eignung prinzipiell tauglicher Pflanzen für unsere Kunden zu testen haben wir uns für einen Mix aus allen möglichen Farnen, Philodendron, Monstera, Chlorophytum, Pilea, Bromelien und Anthurien entschieden. Größere Lücken wurden mit lebendem Sphagnummoos gefüllt.
Beleuchtet wird die Wand mit einem 150 Watt HQI Strahler der mit einem Tageslicht HCI Brenner bestückt ist. Als Richtwert würden wir 70 Watt HQI pro Quadratmeter Wand empfehlen falls sie sich nicht unmittelbar neben eine großen Fenster befindet. Es wurden auch nicht allzu lichthungrige Pflanzen gewählt, all diese Fasktoren sind bei der Auswahl der Beleuchtung zu berücksichtigen.
Update: da mittlerweile die LED Technologie HQI kostengünstig ersetzt, kann man LED Strahler verwenden. Wichtig ist die Farbtemperatur sollte 4000 (Tageslicht) - 6000 (Kaltweiß) Kelvin betragen. Mit einem 30 Watt Spot kann man etwa 1qm Grüne Wand gut ausleuchten.
Hier ein paar Zahlen wie hoch die Kosten sind (Stand 2013), der Preis für die Bewässerung liegt bei etwa 150 Euro (Pumpe und Schläuche) diese Kosten sind relativ unabhängig von der Größe der Wand.
Holzstaffel 5,- Euro
Forexplatte 1cm stark 100x200cm plus 2 Seitenteile 15x200 cm ca 230,- Euro inklusive Lieferung.
Rostfreie Klammern in 8mm (für die erste Schicht Vlies) und 10 mm Länge (für die Pflanztaschen) ca 9,- Euro / 1000 Stück Packung - man benötigt für 2 qm nichtmal die Hälfte.
Teichfolie 1 mm stark ca 4,50 pro Quadratmeter
Pflanzvlies 4,- Euro pro Quadratmeter, benötigt werden ca 2,3 qm pro Quadratmeter Pflanzwand
Auffangbecken aus gefärbten Glas 120x40x35cm ca 300,-Euro
(Ein Aquarium aus Klarglas 100 x 40x 40cm würde bei Flowercompany 60,- Euro kosten).
Zu beachten ist dass das Becken links und rechts jeweils mindestens 10 cm länger als die Wand sein sollte.
Der Preis für die Bepflanzung ist abhängig von Art und Größe der Pflanzen. Mit etwas Geduld kann man auch kleinere Pflanzen wählen und/oder mehr Abstand lassen und ein bisschen warten bis die Wand durch das Wachstum der Pflanzen vollständig geschlossen ist.
Lassen sie sich bei uns beraten, wir haben die optimale Lösung und besorgen die Pflanzen in entsprechender Größe und ausreichender Menge.
Aufgrund unseres Umzugs in die Pilgramgasse 4, 1050 Wien musste die Grüne Wand leider demontiert werden. Die Anleitung zum Selbstbau soll jedoch weiterhin Lust auf Experimente machen. Für die Auswahl den Kauf von Pflanzen für die Grüne Wand stehen wir weiterhin zur Verfügung mehr info in der Rubrik Zimmerpflanzen
Falls man eine Wand begrünen möchte ohne großen technischen Aufwand zu betreiben geht dies auch einfach mit an der Wand montierten Töpfen. Welche Pflanzen sich gut eignen erfährt man im Blog Artikel Hängepflanzen